Mit einer ungewöhnlichen Wahlkampfaktion haben die Grünen den bayerischen Landtagswahlkampf abgeschlossen: sie beamten ein Plakat an die Wand der bayerischen Staatskanzlei, dass die CSU-Politiker Beckstein und Huber zeigt, aber den Spruch trägt „Geht mit Gott. Aber geht. Zeit wird’s.“
Auch wenn leistungsstarke Beamer sicherlich einiges an Energie fressen, so war die Guerilla-Aktion (die wie auf dem Foto zu sehen ist, mit der Polizei abgesprochen war) sicherlich wesentlich nachhaltiger als das energieintensive Drucken, Verteilen und Kleben von Postern.
Wie der Stern berichtet, greift auch die SPD zu subversiven Wahlkampfmethoden in der Kino-Werbung:
Sekundenlang wird ein Bild von CSU-Chef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein eingeblendet. Eigentlich ein nettes Bild. Beide lächeln. „Was sind denn das für hässliche Zahnreihen?“, lästert eine Frau. „Wollen die mir jetzt den ganzen Abend versauen“, ärgert sich ein anderer. Schließlich verschwindet das Bild. Ein Schriftzug erscheint: „Sie können das übrigens auch abschalten.“ Dann folgt das Logo der Bayern-SPD. Dutzende Zuschauer lachen erleichtert und klatschen.
Beiden Werbeaktionen haben die Gemeinsamkeit, dass sie fast gar nichts zu den Zielen der Grünen bzw. der SPD aussagen, sondern nur die negative Grundstimmung gegenüber der CSU ausnutzen. Bedeutet dies, dass Negative Campaigning langsam salonfähig wird? Werden wir auch bald (wie schon in den USA üblich) Fernsehspots sehen, die im verschwörerischen Unterton die Kandidaten der anderen Parteien schlecht machen?
Die Wikipedia definiert Negative Campaigning so:
Negative campaigning is trying to win an advantage by referring to negative aspects of an opponent or of a policy rather than emphasizing one’s own positive attributes or preferred policies.
Nach dieser Definition kann man die Aktionen der Grünen bzw. der SPD als „Negative Campaigning Light“ bezeichnen. Aber kommt sowas bei den Wählern an? In einer Studie von Jürgen und Michaela Maier über zwei Spots von CDU und SPD, die im Bundestagswahlkampf 2005 liefen und sich deutlich negativ auf die andere , waren die Wirkungen auf die Zuschauer eher negativ:
Both spots received, on average, negative evaluations by a sample of German citizens who watched the ads in an experimental setting. In addition, real-time response measurement showed that negative feelings toward the spots occurred as long as the political opponent was being directly attacked.
Aber diese Spots hatten nicht den ironischen Unterton, den die SPD und die Grüne in Bezug auf die CSU gepflegt haben. Wir werden heute abend sehen, ob sich die Strategie ausgezahlt hat.